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BEITRÄGE

Wie Selbstwirksamkeit zu Erfolg und Wohlbefinden beiträgt


Erinnere Dich an das letzte Mal, als Du das Gefühl hattest, Dein Leben fest im Griff zu haben und selbstbestimmt handeln zu können, auch wenn es nur in kleinen Schritten war?

Kürzlich wurde ich bei einem Treffen an der (Steiner) Schule meines Sohnes erneut an die Kraft der Selbstwirksamkeit erinnert. Eine Lehrerin erklärte, dass ihr Unterricht darauf abzielt, den Kindern zu vermitteln: „Ich kann etwas verändern; ich kann etwas an mir verändern; ich kann etwas an der Welt verändern.“ Diese einfache, aber tiefgreifende Botschaft zeigt, wie entscheidend es ist, das Gefühl von Selbstwirksamkeit von klein auf zu stärken. Sie ermutigt Kinder, sich als aktive Gestalter ihres Lebens zu sehen – eine Haltung, die ihnen Selbstvertrauen und Resilienz verleiht. Diese Eigenschaften sind nicht nur entscheidende Merkmale für ein erfülltes Leben, sondern schützen auch vor einem Gefühl der Hilflosigkeit, das oft zu Depression führen kann.

Selbstwirksamkeit – die Überzeugung, dass wir unsere Umwelt und unser Leben aktiv beeinflussen können – ist essenziell für unseren Erfolg und ein starker Schutzfaktor für unser psychisches Wohlbefinden.

Ein Weg, um dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit wiederzuentdecken, ist die Arbeit mit System- und Familienaufstellungen. In diesen Sitzungen erforschen die Teilnehmer die Geschichte ihrer Familie und decken oft Dynamiken auf, die unbewusst ihr Leben beeinflussen. Diese Muster, die von vergangenen Generationen oder Ereignissen stammen, prägen oft unser Selbstbild und unser Vertrauen, unser Leben zu gestalten. Indem solche unbewussten Einflüsse sichtbar gemacht werden, helfen Aufstellungen, die Wurzeln von Gefühlen der Machtlosigkeit ans Licht zu bringen und eine stärkende Einstellung zur Selbstwirksamkeit zu fördern.


Wohin führt Dein Weg? 

Ziele, Visionen und Familienaufstellungen


Stell Dir vor, du kletterst eine hohe Struktur hinauf, voller Anstrengung und Hoffnung. Oben angekommen, hältst du den Schlüssel in der Hand, aber die Tür vor dir führt ins Nichts. Neulich sah ich diese wunderbare Skulptur von Kurt Niggli, und sie erinnerte mich an unser Streben nach Zielen, die uns oft leer zurücklassen.

Viele von uns jagen nach Erfolg und Anerkennung, ohne zu hinterfragen, ob diese Ziele wirklich zu uns gehören. Wir bauen Luftschlösser, die uns nirgendwohin führen. Diese falschen Ziele entstehen oft aus tief verwurzelten Mustern und Prägungen, die wir von unserer Familie und Umgebung übernommen haben.

Hier kann eine systemische Familienaufstellung weiterhelfen. Sie hilft uns, die unsichtbaren Fäden zu erkennen, die unser Leben beeinflussen. Denn oft verfolgen wir unbewusst Ziele, die nicht unsere eigenen sind. Durch eine Aufstellung  können wir diese Verstrickungen lösen und Raum für echte, authentische Ziele schaffen.

Stell Dir vor, du lässt die Luftschlösser hinter Dir und findest den Weg zu Zielen, die Dich wirklich erfüllen. Ziele, die tief aus Dir selbst kommen und Dich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich voranbringen.

Am Ende bleibt die Frage: Stehst Du vor einer echten Tür, die zu Dir führt, oder klopfst Du immer noch an einem Schloss, das nur in der Luft hängt? Familienaufstellungen geben Dir die Möglichkeit, diese Frage klarer zu beantworten und Deinen Weg neu zu gestalten – authentisch, befreit und mit einem Ziel, das wirklich das Deine ist.


Wie bewusstes Zuhören Beziehungen transformiert


Unlängst traf ich zufällig einen ehemaligen Teilnehmer eines meiner Kurse. Nach einem kurzen höflichen Austausch gestand er mir, dass er viel vom Training vergessen hatte. Doch eines war ihm besonders in Erinnerung geblieben: eine Übung, die seine Beziehungen erheblich gestärkt hatte.

Denke an eine Beziehung, die dir besonders am Herzen liegt, aber in der es immer wieder zu Konflikten kommt. Vielleicht handelt es sich um einen engen Freund oder ein Familienmitglied, mit dem du oft aneinandergerätst. Wie war es bei der letzten hitzigen Diskussion, wie dein Gegenüber seine Sicht der Dinge geschildert hat? Hast du dich mehr auf deine eigene Position konzentriert oder warst sogar damit beschäftigt, deine eigene Verteidigung vorzubereiten? Oder hast du versucht, die Worte des Gegenübers wirklich zu verstehen? Nach dem Gespräch warst du möglicherweise frustriert oder hast dich unverstanden gefühlt. Und wie war es für ihn (oder sie)? Hat er (oder sie) sich von dir wirklich gehört gefühlt?

Otto Scharmer's Theory U zeigt uns vier Ebenen des Zuhörens, die uns helfen, unser Zuhörverhalten zu reflektieren und zu verändern:

1. Herunterladen: Wir hören sozusagen mit einer Art „Ohrenschützer“ und filtern alles durch unsere bestehenden Überzeugungen.

2. Faktenhören: Wir nehmen die „Ohrenschützer“ ab und setzen den Hut eines Detektivs auf, um aktiv nach Hinweisen und Beweisen zu suchen. Schon besser, aber wir bleiben in unseren alten Denkmustern gefangen.

3. Empathisches Zuhören: Wir hören nicht nur die Worte, sondern fangen auch die emotionalen Schwingungen dahinter auf. Hier beginnt das Zuhören, sich in echtes Mitgefühl zu verwandeln.

4. Generatives Zuhören: Wir sind offen für Veränderungen und suchen nach Lösungen, die sowohl für uns selbst als auch für die anderen erfüllend sind. Das ist der Beginn von einer neuen, veränderten Beziehung. Das ist wahre Magie!

In schwierigen Gesprächen zeigt die Analyse unseres eigenen Zuhörverhaltens oft, dass wir uns auf den ersten beiden Ebenen bewegen. Uns auf dieser Skala zu verbessern, besonders langfristig, erfordert regelmässige Selbstreflexion. Die Unterscheidung unseres eigenen Zuhörverhaltens ist der Schlüssel, um tiefere Verbindungen aufzubauen und echte Veränderungen in unseren Beziehungen zu bewirken.

Lasst uns bewusst zuhören, Freude daran haben und die Transformationskraft der echten Kommunikation entdecken!


Auf den Spuren unserer Ahnen: Familienaufstellung trifft auf Epigenetik


Die Aufdeckung unbewusster Identifikationen, unsichtbarer Loyalitäten, unausgesprochener Traumata, verdrängter Emotionen und wiederholter Familienmuster bewegt die Teilnehmer von Aufstellungen tief. Manchmal lässt sie diese jedoch auch verwundert und sprachlos zurück. Während einige nach esoterischen Erklärungen suchen, nehmen andere die Erfahrung einfach an und sind dankbar für die heilende Veränderung.

Vor kurzem wollte ich meinem Neffen die transgenerationale Bedeutung von Anliegen in Familienaufstellungen erklären. Schnell interessierte ihn die Frage, wie Dynamiken, Spannungen und Emotionen vererbt werden, und er fragte mich, ob das in den Bereich der Epigenetik fällt. Tatsächlich ist das der Fall!

Wenn Traumata Spuren auf den Genen hinterlassen - Wie Familienaufstellungen epigenetische Narben heilen können

Heute zeigen zahlreiche Studien zur Epigenetik, wie Stress, Beziehungsgewohnheiten und andere Faktoren den Ausdruck unserer Gene beeinflussen und epigenetische Spuren bewirken, die über Generationen weitergegeben werden. Traumata, Verhaltensweisen und Schicksale wiederholen sich auf diese Weise und setzen sich fort.

Die Epigenetik erkennt die Vererbbarkeit von Erlerntem und Erlebtem an. Zwei Aspekte sind dabei entscheidend: Einerseits kann unser tägliches Verhalten unsere Gene aktivieren oder hemmen, was uns eine gewisse Handlungsmacht verleiht; andererseits können diese epigenetischen Markierungen an unsere Nachkommen weitergegeben werden.

Mithilfe von Familienaufstellungen werden transgenerationale Dynamiken und Konflikte innerhalb einer Familie aufgedeckt. Die Lösung dieser Konflikte beeinflusst nicht nur unser eigenes Wohlbefinden und das unserer Mitmenschen, sondern wirkt sich auch epigenetisch positiv auf zukünftige Generationen aus.


Die drei Ebenen der Sicherheit

Vor Kurzem hatte ich das Privileg, an zwei inspirierenden Webinaren von Dr. Joe Maier und Csaba Toth teilzunehmen, die sich eingehend mit dem Konzept der psychologischen Sicherheit auseinandersetzten. Diese Erfahrung hat mich tief berührt und ich möchte euch davon erzählen, denn Sicherheit ist der Grundstein des Vertrauens.

Nut mit Sicherheit und Vertrauen traut man sich

In diesen Webinaren wurde deutlich, dass psychologische Sicherheit für unser Wohlbefinden entscheidend ist. Nur in einem Umfeld, in dem wir uns frei fühlen, ohne Angst vor Verurteilung oder Kritik, können wir unser volles Potenzial entfalten. Denn nur wenn wir Vertrauen haben, trauen wir uns, unsere Gedanken und Ideen auszutauschen, anders zu denken und zu wachsen.

Sicherheit spielt nicht nur in unserem beruflichen Umfeld eine wichtige Rolle, sondern auch in allen anderen Lebensbereichen, in denen Vertrauen und gesunde Beziehungen zentral sind. Stressige Situationen können jedoch unsere Beziehungen belasten und das Vertrauen erschüttern. Bessel van der Kolk erklärt in seinem faszinierenden Buch "Das Trauma in Dir" ("The Body Keeps the Score") die verschiedenen Ebenen der Sicherheit und wie unsere Reaktionen darauf unser Sicherheitsempfinden widerspiegeln.

Auf der ersten Ebene suchen wir Bestätigung und Trost im sozialen Umfeld und fühlen uns noch sicher. Aber wenn wir keine angemessene Rückmeldung erhalten, sinkt unser Sicherheitsgefühl und wir fühlen uns bedroht. Dann greifen wir (zweite Sicherheitsebene) auf Überlebensstrategien zurück, Kampf- oder Fluchtmodus. Wenn keine dieser Optionen machbar ist, dann geraten wir in die dritte Sicherheitsebene mit dem Einfrieren oder dem oft übersehenen Bambi-Reflex. Diese Reaktionen mögen kurzfristig helfen, können aber langfristig zu verheerenden Folgen führen, wie Vernachlässigung unserer eigenen Bedürfnisse oder sogar Burnout.

Wie können wir also zu einer sicheren Umgebung beitragen und gesunde Beziehungen pflegen? Es liegt an jedem von uns, zur Schaffung von Sicherheit beizutragen. Wir können Raum für offene Kommunikation bieten, einfühlsam zuhören, Unterstützung anbieten und die Andersartigkeit der Gedanken und Bedürfnisse anderer akzeptieren.

Zusammengefasst: Das Gefühl, gehört und gesehen zu werden, akzeptiert zu werden, wie man ist, vermittelt uns Vertrauen und innere Ruhe. In Krisenzeiten ist soziale Unterstützung nicht nur ein Heilmittel, sondern auch ein Schlüssel zur Resilienz.


Wer spricht hier? Deine Gegenwart oder deine Vergangenheit?

In der vergangenen Woche nahm ich am Basel Peace Forum teil. Die Diskussionen konzentrierten sich stark darauf, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu heilen, um die Zukunft zu verändern.  Das erinnerte mich, dass dies allgemein  für uns alle in unserem Alltag gilt: Wenn wir die Wunden der Vergangenheit heilen, sind wir in der Gegenwart freier.

Unser gegenwärtiges Leben wird oft von unserer persönlichen Geschichte beeinflusst, die wie ein vertrautes Geflüster im Hintergrund Störungen verursacht. Wir kennen alle Situationen, wo unsere Reaktion nicht unbedingt auf die aktuelle Realität angemessen scheint. Könnte es sein, dass sie das Echo unserer Vergangenheit widerspiegelt?

Wiederholte Unzufriedenheit kann ein Zeichen dafür sein, dass die Vergangenheit noch immer Einfluss auf unseren aktuellen Alltag hat, sei es durch einschränkende Glaubenssätze oder konditionierte Reaktionen. Tatsächlich offenbaren unsere Verhaltensweisen oft verborgene Muster, die auf unsere vergangenen Erfahrungen zurückgehen.

Der Schlüssel liegt hier erstens darin, diese Muster zu erkennen, und zweitens darin, ein geschärftes Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie sich frühere Erlebnisse auf unsere gegenwärtigen Wahrnehmungen auswirken. Verstehen wir diese verborgenen Einflüsse , dann können wir sie entwirren und Klarheit über die Narrativen gewinnen, die wir uns selbst erzählen.

Werkzeuge für Klarheit

Glücklicherweise gibt es wirksame Mittel, um die Vergangenheit von der Gegenwart auseinander zu halten. Familien- und Systemaufstellungen bieten einen geschützten und bedingungsfreien Raum, um Gefühle achtsam zu beobachten, ohne sie zu bewerten. Auch decken sie gleichzeitig  verborgene Dynamiken auf, die unsere Gegenwart beeinflussen. Das Ziel besteht darin, uns von Mustern zu befreien, die uns nicht mehr dienlich sind, die Gegenwart voll und ganz anzunehmen und uns in die Lage zu versetzen, bewusste Entscheidungen zu treffen.


Traumata hallen nach wie ein stilles Echo

Ist Traumatisierung ohne persönliches Erleben eines traumatischen Ereignisses möglich?

Als ich vor etwa zwanzig Jahren meine erste Weiterbildung in der Aufstellungsarbeit begann, entdeckte ich Zusammenhänge, die meine Wahrnehmung von uns Menschen nachhaltig veränderten. Mir wurde bewusst, dass Trauma eine tiefe Prägung hinterlässt, die über das individuelle Leben hinausreicht. Die Schockwellen lassen ein stilles Echo entstehen, das unkontrollierbar in die Zukunft unzählige Male widerhallt.

Ein Ripple-Effekt

Tatsächlich hört das Trauma nicht beim Einzelnen auf. Es kann sich auf andere Menschen direkt oder indirekt übertragen. Die stellvertretende Traumatisierung entsteht im Laufe der Zeit durch das Miterleben des Schmerzes und Leidens anderer, sowohl im privaten wie beruflichen Umfeld. Das transgenerationale Trauma wird hingegen über Generationen innerhalb der Familie oder einer Gemeinschaft weitergegeben und vererbt. Es manifestiert sich in der Familiendynamik, der Kommunikation und den psychischen Belastungen, die z.B. die Überlebenden eines Krieges an ihre Nachkommen weitergeben. Es beeinflusst die Erziehung, den Aufbau sicherer Bindungen und das Erleben und Ausdrücken von Gefühlen.

Neue Lebensfreude und erfüllte Beziehungen

Aufstellungen stellen ein wirksames Instrument dar, um diesen Zyklus negativer Muster und Leiden zu durchbrechen. Sie gewähren Einblicke in die verborgenen Kräfte, die das Trauma noch lange nachhallen lassen. Wir können uns für neues Lebensglück und erfüllende Beziehungen öffnen.

Wenn wir feststecken...

Es gibt Zeiten, in denen uns das Gefühl beschleicht, wir würden feststecken oder uns im Kreis drehen. Vergeblich suchen wir nach einem Ausweg. Joe Dispenza würde dazu treffend bemerken: Der Grund dafür ist, dass wir die Situation weiterhin so sehen, wie wir sie schon immer gesehen haben, nämlich gefiltert durch unsere Überzeugungen und Widerstände. Das führt zwangsläufig dazu, dass wir am nächsten Tag dieselben Emotionen haben wie am übernächsten und so weiter. Uns entgeht die Dynamik der Situation.

Wie gut, dass es Blitzwerkzeuge gibt, die uns helfen, in kürzester Zeit auszubrechen und klarer zu sehen: System- und Familienaufstellungen.

Lebenswerte statt Lebensziele

Der letzte Freitagnachmittag mit den Equine Facilitators Cornelia Roulet und Gundhild Hoenig bleibt mir in sehr guter Erinnerung. Schon bei der ersten Übung für erfahrungsorientiertes Lernen mit Pferden  wurde mir die Schwierigkeit der Kongruenz zwischen Herz und Kopf wieder bewusst. 

Es erinnerte mich daran, dass wir manchmal unsere Lebensziele verfolgen, dabei aber unsere Lebenswerte aus den Augen verlieren. Manchmal erreichen wir unsere Ziele, nur um uns dann zu fragen, ob sie mit unseren Lebenswerten übereinstimmen. Wäre es nicht wunderbar, ein Pferd wie Hidalgo an meiner Seite zu haben, das mich anschaut und mir hilft, meine eigenen Werte zu hinterfragen, bevor ich mir ein Ziel setze? Schliesslich ist es viel sinnvoller, einen einzigen Schritt in die richtige Richtung zu machen, als zehn in die falsche!

Auf der Suche nach den eigenen Werten

Wir kennen bewährte Methoden, um Ziele zu formulieren. Aber wenn die Erreichung der Ziele uns nicht erfüllt, stimmen sie wohl nicht mit unseren Lebenswerten überein. Hier lohnen sich ein Etappenstopp und die Frage: Eile ich meinen eigenen Werten nach? Welche Werte sind für mich (noch) prioritär? Habe ich tiefere, mir wichtigere Werte vernachlässigt? 

Sich mit seinen Werten verbinden

Jeder, der mit mir an einer beruflichen Neuorientierung gearbeitet hat, weiss, dass ich immer mit der Frage nach der "emotionalen Biographie" beginne. Letztendlich ist es genau diese Arbeit, die uns zu den tieferen Werten führt.

Die Zukunft visualisieren

Eine weitere kraftvolle Methode, die bei mir Früchte getragen  hat, ist das von Otto Scharmer entwickelte Journaling-Tool (als Presencing-Prozess von Theory U), um sich von der Zukunft her führen zu lassen. Seit mehr als fünfzehn Jahren wende ich dieses Tool regelmässig an, um Anderen zu helfen, ihre Werte zu finden und sich von ihnen leiten zu lassen.


Morphische Felder und morphische Resonanz

Ich möchte heute über den gegenwärtigen wissenschaftlichen Konsens hinausgehen und ein Konzept ansprechen, das mich vor etwa zwanzig Jahren zu faszinieren begann und mich seither in meiner Austellungsarbeit prägt: Die morphischen (oder morphogenetischen) Felder und die morphische Resonanz. Mein damaliger Aufstellungsleiter Dr. Albrecht Mahr, Psychiater, System- und Familienaufsteller - benützte das Konzept und sprach von “wissenden Feldern”.

Die Theorie morphischer Felder wurde von Rupert Sheldrake in den 1980er Jahren angeregt, als er beobachtete, dass die Entwicklung und das Verhalten von Organismen durch die bekannten genetischen und umweltbedingten Faktoren allein nicht vollständig erklärt werden können. Er schlug daher vor, dass nicht-materielle, unsichtbare Felder lebende Organismen umgeben und formen.

In jedem Feld lebender Organismen ist ein kollektives Gedächtnis dieser Spezies enthalten, auf das die Mitglieder dieser Spezies zugreifen und das sie beeinflussen können, d. h. jede Information in den morphischen Feldern kann innerhalb einer Gruppe oder zwischen ähnlichen morphischen Feldern oder Systemen oder über Generationen hinweg übertragen werden. Außerdem sind morphische Felder nicht unveränderlich, sondern können sich entwickeln.

Ist es nicht verblüffend, wie wir damit eine völlig neue Perspektive erhalten, um kollektives Verhalten, soziale Phänomene, nicht-lokale Kommunikation und nicht-materielle Beziehungen von Individuen innerhalb eines Systems besser zu verstehen?

Als Aufstellungsleiterin erlebe ich das wissende Feld in jeder Aufstellung. Vor allem auf der emotionalen Ebene erhalten alle Feldbeteiligten Zugang zu Erkenntnissen, die sie vorher nicht hatten. Veränderungen, die sich im Feld ergeben, wirken auch außerhalb des Feldes in verwandten Systemen nach.


Beziehung VOR Erziehung

… oder ohne sichere Bindung keine Erziehung


Vor ein paar Jahren bin ich auf ein Buch gestossen, das mich sehr geprägt hat: „Unsere Kinder brauchen uns“ von Gordon Neufeld und Gabor Maté.

Meistens denkt man bei Kindern an Erziehung. Jeder scheint zu wissen, ob, wann und wie man streng, strenger oder weniger streng sein soll. Aber eigentlich ist das nicht die wichtigste Frage.

Wenn es in einer Beziehung Probleme oder Konflikte gibt, ist es einfacher, diese zu lösen, wenn die Beziehung gut funktioniert. Warum sollte es bei Kindern anders sein? Kinder wollen oft ihr eigenes Ding machen. So hat jeder von uns seine eigene Persönlichkeit, seine Bedürfnisse, Wünsche und Fähigkeiten. Es ist ein Zufall, wenn diese mit den Erwartungen unserer Umwelt - Familie, Freunde oder Gesellschaft - übereinstimmen.

Natürlich wird es für alle schwieriger, wenn jeder Mensch seine Eigenheiten hat und diese nicht mit den Erwartungen der Anderen übereinstimmen. Alle Eltern möchten, dass ihre Kinder ihr Potenzial entfalten und in der Gesellschaft akzeptiert werden. Dennoch achten wir im Alltag oft nur auf das Verhalten der Kinder und sind auf ein angenehmes Zusammenleben aus.

Dabei verlieren wir den Blick dafür, was wirklich wichtig ist: Der Umgang mit den Kindern sollte sich nicht so sehr auf ihr Verhalten konzentrieren, sondern auf unsere Beziehung zu ihnen. Wenn wir die Bindung in den Vordergrund stellen und die Beziehung pflegen, fällt es uns leichter, das Kind zu verstehen und zu motivieren,, Richtungen aufzuzeigen und eine Verhaltensänderung anzuregen. Nur Erwachsene, ob Eltern oder andere Bezugspersonen, können eine sichere Bindung und emotionale Stabilität herstellen; das Kind selbst kann dies nicht alleine tun. Jede Irritation, Enttäuschung, Frustration oder Wut kann die sichere Bindung ausblenden oder schwächen. Erst wenn die Bindung immer wieder sicher steht und erst später, in einem ruhigen Moment, kann das betreffende Verhalten angesprochen werden.

Gehen deine Emotionen fremd? Versuche, mit ihnen in Kontakt zu kommen!

Wer seine Emotionen angemessen, selbstsicher und respektvoll auszudrücken vermag, hat Erfolg im Leben. 

Das ist leichter gesagt als getan: Wie oft verlangen wir von andern, dass sie unsere Emotionen verstehen, während wir ihrer selbst nicht bewusst sind! Wer hat nicht schon mal das kleine Kind, das über die Strasse rennt, angeschrien? Schreien wir dabei aus Wut oder aus Angst? Mit Sicherheit wird das Kind unser Schreien als Wut auffassen.

Manchmal werden wir überflutet, manchmal haben wir Schwierigkeiten, Emotionen für uns und andere akzeptabel und sicher auszudrücken. 

Die Gesellschaft hilft uns nicht dabei: Wut, Traurigkeit oder Neid sind sozial schlicht nicht erwünscht. Sie dürfen nicht gezeigt werden. Wir lernen so von jung auf, uns von unseren Emotionen zu distanzieren, fühlen sie nicht mehr und werden von unserem lebendigen Selbst abgeschnitten. Psychosomatische Störungen, Schmerzen, Schlaf- und Essstörungen, Beziehungsstress, Drogenmissbrauch, Burnout sind die Folgen.

Als Lebenscoach erlebe ich viele betroffene Menschen. Ich arbeite daran, dass Menschen im Spagat zwischen zu viel Distanz und zu viel Nähe ein ausgewogenes Verhältnis zu ihren Gefühlen und Emotionen bilden. 

Verschiedene Methoden, wie z.B. Internal Family Systems oder systemische Aufstellungen und EMDR, helfen dabei, verborgene Emotionen anzusprechen, sie sichtbar zu machen und sie in einem sicheren Raum zum Ausdruck zu bringen, um sie schliesslich in eine hilfreiche Energiequelle zu verwandeln.

Setze die Vier Elemente ein, um deinen Stress zu reduzieren

Stress erleben wir häufig aufgrund einer wahrgenommenen körperlichen, emotionalen oder psychologischen Bedrohung oder Herausforderung. Die meisten von uns haben ihre eigenen Strategien zur Selbstfürsorge: Regelmässiger Sport, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, soziale Unterstützung durch Familie und Freunde, Entspannungstechniken und gutes Zeitmanagement.

Und doch geraten wir manchmal in eine akute Situation und wünschen uns etwas, das unsere Stressbelastung schnell mindern kann. Ich bin auf die Vier Elemente zur Stressreduzierung von Elan Shapiro gestossen, die man sich leicht merken und in einem kritischen Moment für sich selbst anwenden kann.

Die vier Elemente: Erde, Luft, Wasser und Feuer.

Erde steht für Erdung und Sicherheit. Es geht darum, sich seiner Sinne voll und ganz zu vergegenwärtigen und sie zu nutzen, um wieder im Hier und Jetzt zu sein. Vor 15 Jahren hat mir Eckhart Tolle mit seinem an sich spirituellen Werk “Jetzt! Die Kraft der Gegenwart” auch in der gegenwärtigen Sinneswahrnehmung viel Beruhigung gebracht.

Mit Luft werden wir aufgefordert, bewusst ein- und auszuatmen, um uns zu zentrieren. Wenn du wie ich nicht in der Lage bist, deine Atmung zu kontrollieren, empfehle ich dir ein einfaches Gerät, das deine Atmung diskret begleitet und entschleunigt. Damit konnte ich schnell lernen, so zu atmen, dass ich mich auch etwas entspanne. Das Gerät heisst pneemo (https://www.pneemo.de).

Wasser ist das, was wir brauchen, wenn unser Verdauungssystem als Reaktion auf Stress abgeschaltet wird. Schon das Trinken von Wasser beruhigt, denn es schaltet das Verdauungssystem ein und unser Körper ist nicht mehr so angespannt. Wir erhalten so das Gefühl, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Akut und wenn wir kein Wasser zur Hand haben, hilft es, wenn wir den Speichelfluss mit einer Kaubewegung fördern.

Mit Feuer weist Shapiro auf das Leuchten, die Freude und die Geborgenheit hin, die wir durch die Visualisierung eines sicheren inneren Ortes haben können. Jede/r kann sich einen eigenen Wohlfühlort vorstellen, egal ob ein solcher Ort existiert oder nicht. In einer schwierigen Situation reicht die Visualisierung dieses Ortes meist, um wieder Geborgenheit zu fühlen. Den Wohlfühlort kannst du allein oder mit Anleitung finden, z.B. mit den Imaginationsübungen von Luise Reddemann online oder in ihren Büchern.

Offensichtlich unterstützen diese einfachen Übungen die Regulierung aller schwierigen Emotionen, nicht nur beim Stress. Probiere sie einfach aus, wenn du wütend, frustriert, traurig oder verwirrt bist. In einem solchen Moment reicht es, an die vier Elemente zu denken und die eine oder andere Strategie zu brauchen.

Resilienz-Helfer und Dankbarkeit

Eröffne das Neue Jahr mit Dank.

Danke allen Menschen, die dich bis hierhin getragen, die dir beigestanden und dein Wachstum und Möglichkeiten statt deine Schwächen und Verletzlichkeit gesehen haben. Boris Cyrulnik nennt sie unsere "Resilienz-Helfer ".

In den meisten Fällen sind die Eltern die ersten und wichtigsten Resilienz-Helfer. Aber bei Weitem nicht immer. Dein Lebenspfad hat dich an Familienmitgliedern, Lehrern, unterstützenden Freunden und vielen anderen Resilienz-Helfern vorbeigeführt.

Ich möchte den Begriff der "Resilienz-Helfer" auf alle Menschen ausweiten, die zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gestanden sind und zu deinem Werden beigetragen haben. Sie haben dies sogar meistens unbewusst getan. Ein aufmunterndes Lächeln, ein wohltuendes Wort, ein freundlicher Blick oder ein offenes Ohr haben dir Hoffnung und Vertrauen in dich selbst geschenkt und dich resilienter für das Leben gemacht.

Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um allen, die dich auf deinem bisherigen Weg unterstützt haben, deinen Dank auszudrücken.

Nimm dir gleichzeitig einen Moment Zeit, um dir bewusst zu werden, dass du selbst immer und immer wieder, bewusst und unbewusst, ein wichtiger und wertvoller Resilienz-Helfer für andere bist.

"Ich glaube an die Ansteckung durch Liebe, Wohlwollen und Intelligenz. Jedes Mal, wenn wir Zärtlichkeit, Fürsorge, Liebe zeigen, jedes Mal, wenn wir jemandem helfen, indem wir ihm oder ihr einen Rat geben, verändern wir die Zukunft der Menschheit ein kleines bisschen zum Besseren." Christophe André


Die Herz-intelligenz

Kürzlich stiess ich auf zwei verschiedene Bücher mit demselben Titel, jedoch in verschiedenen Sprachen, eines auf Französisch "L'intelligence du  cœur" von Isabelle Filliozat und "Die Herzintelligenz" von Doc Childre. Das erste hatte ich für mich besorgt, das zweite schickte mir meine EMDR-Trainerin als Geschenk für den Abschluss der EMDR-Coach-Ausbildung. Beide Bücher haben mich begeistert, denn beide waren inspirierend, jedes auf seine Weise.

Mit dem Herz verstehen lernen

Das Wichtigste für mich, und der gemeinsame Nenner in beiden Büchern, war die Erinnerung daran, dass wir Dinge zwar mit dem Verstand wissen, sie aber besser mit dem Herzen wirklich erfassen können. Tatsächlich verbinden wir Intelligenz oft mit dem Gehirn und erkennen nicht, dass unsere tiefsten Emotionen und Einsichten aus unserem Herzen kommen.  In beiden Büchern geht es darum, unsere Emotionen zu akzeptieren, zu verstehen und sich mit ihnen anzufreunden. 

Wir vergessen uns selbst

Die Herzintelligenz ist besonders wichtig, wenn existenzielle Beziehungen aus irgendeinem Grund anspruchsvoll werden, z. B. wenn wir mit einem Konflikt konfrontiert sind. Oft neigen wir dazu, auf eine Situation so zu reagieren, dass wir von den Umständen einer jeweiligen Situation getrieben werden und uns gleichzeitig von den Emotionen und Gefühlen gegenüber der anderen Person entfernen. Es ist, als ob die Situation wichtiger als die Person/Beziehung selbst wird. Wir konzentrieren uns auf unsere rationalen Argumente, auf das, was unseren Frust, unsere Enttäuschung oder einfach unsere Position rechtfertigen könnte. Dabei vergessen wir nicht nur die andere Person, sondern auch  uns selbst und das, was uns mit unserem Herzen verbindet. 

Die Verlagerung von Kopf- zu Herzintelligenz

Wenn wir nur einen Moment innehalten, uns tief mit unserem Herzen verbinden, auf unsere Bedürfnisse und Erwartungen hören, wären wir mehr präsent.  Dann könnten wir von dort aus die schwierige Sachlage ansprechen und wären näher an unseren tiefsten Gefühlen und näher an den Gefühlen unseres Gegenübers. Wenn wir uns an diesem Punkt mit unserem Herzen verbinden, wird nicht nur der Sinn der Beziehung neu gewichtet, sondern wir erhalten auch neue Perspektiven. Dies würde uns neue Tore öffnen und uns Zugang zu einer tieferen Ebene der Beziehung selbst verschaffen. 

Die Verbindung mit etwas Grösserem

Die Verbindung mit unserem Herzen erweitert unser Bewusstsein. Wir bewegen uns jenseits von Urteilen und Werten, in einem Raum der Akzeptanz und Einheit. Wir können uns mit uns selbst und mit anderen versöhnen. Wir fühlen uns vertrauensvoll und sicher. Und wir gelangen schneller zu Ruhe und Gelassenheit.

In jeder systemischen Aufstellung streben wir danach, die Intelligenz des Herzens zu erreichen. Deshalb stellen systemische Aufstellungen einen wunderbaren und wertvollen Transformationsraum dar.


Erfüllende Beziehungen
in Raum
und Grenzen

Wir blühen auf und gedeihen, indem wir uns unseres eigenen Raumes bewusst werden. Ero Langlotz verweist in seinem Ansatz der Systemischen Selbstintegration auf den wichtigen Unterschied zwischen dem, “was uns gehört, und dem, was uns nicht gehört”.

Sehr oft vermögen wir die emotionale, spirituelle und mentale Ebene nicht voneinander zu trennen. Wir kämpfen leidenschaftlich für Bedürfnisse und Überzeugungen, nur um eines Tages festzustellen, dass wir Werte und Ziele vertreten haben, die nicht unsere sind. Und erkennen irgendwann, dass wir sie ein Leben lang angenommen haben aus einem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, oder aus Loyalität gegenüber nahen Menschen, die wir nicht verletzen wollten.

Unsere Verwirrung verstärkt sich umso mehr, wenn wir es versäumt haben, unseren persönlichen Raum zu erkunden. Vielleicht waren wir eher damit beschäftigt, uns in den Räumen anderer zurechtzufinden und die Bedürfnisse anderer zu erfüllen? Dies ist ein häufiges Muster, das wir in der Kindheit unbewusst erworben haben! Letzten Endes wird unser Raum von Erwartungen und Vorstellungen anderer gefüllt.

Wie würden wir als Gärtner unseren Garten vor dem Eindringen anderer schützen? Sicherlich würden wir einen Zaun errichten. Klare Abgrenzungen würden unseren Garten nicht nur vor unerwünschtem Eindringen und Aneignung schützen, sondern uns auch helfen, ihn gezielt zu pflegen. Ohne Grenzen könnten wir sogar vergessen, dass wir überhaupt einen Garten haben!

Auch was unseren eigenen "Raum" betrifft, können wir unsere tiefen Bedürfnisse, wahren Gefühle und unser Potenzial vernachlässigen. Im schlimmsten Fall werden wir von unserem wahren Selbst getrennt.

Wie aber sollen wir Grenzen setzen?

Nun, (gesunde) Grenzen zu setzen ist weder eine Frage der Macht, noch geht es nur darum, "nein" zu sagen. Vielmehr gilt es, unsere eigenen Wünsche und Emotionen zu klären, zuerst für uns selbst und dann für andere. Letztendlich bedeutet dies, dass wir von der Loyalität gegenüber anderen zur Loyalität gegenüber uns selbst zurückfinden.

Die eigentliche Herausforderung besteht darin, sich selbst zu sein und dennoch Beziehungen zu bewahren, die wir uns wünschen, trotz aller Unterschiede und Widersprüche. Wenn uns das gelingt, entstehen erfüllende Beziehungen.

Der Bambi-Reflex

Die 3 „F“ als Reaktionen auf Angst und Stress sind wohlbekannt: F für Fight (Kampf), Flight (Flucht) und Freeze (Erstarren). Pete Walker hat eine 4. Reaktion hinzugefügt, nämlich die F für Fawn - die Fawn-Response auf Trauma und Stress, der Bambi-Reflex oder die Beschwichtigungsreaktion. Was sollen wir darunter verstehen?

In Situationen von emotionalem oder körperlichem Stress sind viele von uns bestrebt, die Gefahr zu minimieren. Es gilt dann, denjenigen zu beruhigen, der für die bedrohliche, destabilisierende und dysfunktionale Situation verantwortlich ist.

„Fawn“ steht für das Aus-dem-weg-Gehen bei Konflikten. Wir beschwichtigen und kommen Anderen notfalls entgegen, um sie glücklich zu machen, selbst wenn es auf unsere Kosten geht oder wenn es zur Folge hat, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse, unsere eigenen Grenzen vernachlässigen. Um zu überleben, uns zu schützen und um Frieden und Sicherheit zu haben, zumindest kurzfristig, verleugnen wir unser eigenes Selbst.

Zu viel oder zu schnell entgegenkommen, bereitwillig Fremdes übernehmen, den Drang haben, helfen zu wollen oder sich nützlich zu machen, mehr geben als man geben kann oder will: Fawn entwickelt sich zu einem Zwang, der letztlich zum Burnout beiträgt.

Wie können wir das verhindern? Wie können wir gesunde Grenzen setzen und unser „Ich“ schützen? Wie schaffen wir es, Schuldgefühle zu vermeiden, wenn wir andere enttäuschen? Und wie können wir Beziehungen aufrechterhalten, selbst wenn wir andere enttäuschen?


Das Entwicklungs-trauma

Wir reden oft von Trauma. Und meinen damit die emotionale und wiederholte unberechenbare Reaktion auf ein schreckliches Ereignis. 

Ein viel zu wenig beachtetes und viel häufigeres Trauma entsteht aber durch dauerhafte und wiederholte frühkindliche Stresserfahrungen. Diese können in der pränatalen Phase oder in den ersten frühen Lebensjahren entstehen durch ein ständiges Gefühl von Unsicherheit, von Unberechenbarkeit und von Gefahr, verursacht durch die Familie oder die unmittelbare Umgebung. Diese Art von Trauma hinterlässt allzu oft schwerwiegende seelische Verletzungen und Bindungsstörungen, die die Persönlichkeit, die Lebendigkeit, das spätere Leben und Beziehungen beeinträchtigen. 

Frühkindliche Traumata werden mit verschiedensten Überlebensstrategien überwunden. Sie werden kompensiert, indem andere Bereiche (zu) stark entwickelt oder indem Selbstansprüche überhöht werden. Trotz einem dem Anschein nach unauffälligen und erfolggekrönten Leben können Symptome wie Ängste, Depression, Essstörungen, chronische Wut oder Sucht hervorbrechen.

Welche Erfahrung, welcher Schmerz liegt hinter solchen Symptomen? Wie lassen sich frühkindliche Traumata heilen? Wie kann man die Beziehung zu sich selbst positiv verändern und Vertrauen zu Anderen bilden? 


Meine Reaktionen und ich

Schon wieder packt mich ein Beziehungsproblem! Wut, Abwehr, Widerstand, Angst: Die Palette der emotionalen Ausbrüche ist gross.

Nur: Die Art und Intensität meines emotionalen Ausbruchs haben häufig nicht unmittelbar mit der Beziehung und ihrem Problem zu tun. Vielmehr wurzeln sie oft in einem andern Teil meiner Biografie. Das Verhalten meiner Partnerin oder meines Partners ist zwar Auslöser, meine Gefühle und Reaktion aber beruhen auf dessen unbewusster Interpretation. Wenn ich es schaffe, Verhalten und Reaktion zu trennen, habe ich bereits einen grossen Schritt zur Verbesserung der Beziehung getan.

Vielleicht stosse ich dabei auf einige meiner ehernen, einschränkenden Glaubenssätze. Oder komme mit verdrängten Emotionen in Berührung. In jedem Fall eröffnet sich mir die Möglichkeit einer persönlichen Wachstums- und Veränderungsreise. Sie wird mir und der Beziehung in jedem Fall helfen. Eine neue Einstellung verändert Verhalten und Beziehungen nachhaltig zum Besseren.

Das falsche Selbst

Manchmal ist man über sich selbst erstaunt: „Wie hab' ich denn da reagiert? So bin ich doch gar nicht!“ Und immer wieder fühlt man sich selbst "im falschen Film". In Beziehungen redet man aneinander vorbei, spürt, dass man den Anderen nicht erreichen kann.

Das erste Mal, dass ich dem Begriff «Falsches Selbst» begegnet bin, hat sich eine neue Welt für mich eröffnet. Das Verständnis hat mir geholfen, Andere zu akzeptieren und mich innerlich mit mir selbst und mit den Anderen zu versöhnen.  

Gemäss Donald Winnicott entsteht das falsche Selbst aus einem Schutzbedürfnis oder  einer Überlebensnot. Das falsche Selbst kann derart stark sein, dass es sich von unserem wahren Selbst kaum mehr unterscheiden lässt. Weder von Anderen noch von uns selbst.  Trotzdem steht es vielen Lösungen im Weg. 

Dass wir auch in schwierigen Beziehungen in Kontakt mit dem falschen Selbst vom Anderen geraten und wir ihn deshalb nicht erreichen, kommt uns nicht in den Sinn. 

Ein Perspektivenwechsel, eine begleitete Auseinandersetzung mit sich selbst hilft uns, dem falschen Selbst auf die Spur zu kommen und Beziehungen nachhaltig zu verbessern.

Entsteht Parentifizierung lediglich aus einer unglücklichen Kindheit heraus?

Die Pflege einer gesunden, erfüllenden Beziehung zum Partner, zu Freunden und Familienmitgliedern erfordert oft Mühe. Und selbst diese Mühe führt nicht immer zum Ziel. Was kann einer ausgewogenen Beziehung noch im Wege stehen? Während wir uns um die Bedürfnisse Anderer kümmern, für Andere stets da sind, erleben wir scheinbar ohne Grund Groll und Ärger. Haben wir etwas übersehen? Wir tappen im Dunkeln.  

Hier kommt nicht selten die Parentifizierung ins Spiel. Salvador Minuchin erkannte ihren Ursprung in der Kindheit, wenn die Rollen durcheinander geraten. Das Kind wird zu einer emotionalen oder logistischen Stütze und Bezugsperson eines oder beiden Elternteile. Es findet eine Rollenumkehr statt, die bewirkt, dass das Kind zu früh erwachsen wird. 

Es ist heimtückisch. Schon in der Kindheit vernachlässigen wir unsere eigenen Bedürfnisse zugunsten von fremden.  Die Narben früher Parentifizierung sind oft hartnäckige Beziehungsmuster, ein chronisches Stressgefühl und Depressionen. Abgrenzungsschwierigkeiten, Gefühle starker Loyalität und Schuld machen es uns schwer, dieses sehr häufige Phänomen zu orten. 

Wir können uns jedoch alten Rollen bewusst werden und damit unser Selbstwertgefühl aufbauen, Teufelskreise in Beziehungen und Kommunikation durchbrechen und uns mit unserer Lebenskraft verbinden.

Bruna Toubia

Fragen und Anmeldung. 

Ich freue mich sehr auf Deine Teilnahme oder Dich bei Deinem Anliegen begleiten zu können. Wenn Du Dich anmelden möchtest, kannst du es auch direkt hier tun.